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Andreas Zippel zweiter Bürgermeister | Christopher Street Day | RICHARD'S Magazin

Interview mit Andreas Zippel zum Christopher Street Day in Bayreuth

Andreas Zippel (SPD) ist seit Mai 2020 unser zweiter Bürgermeister in Bayreuth. Er ist am 10.11.1991 in Nürnberg geboren und zog 2013 nach Bayreuth. Als Absolvent und ehemaliger Mitarbeiter der Rechtswissenschaften der Universität Bayreuth sowie stellvertrentender Vorsitzender des RWalumni-Verein ist er zusätzlich Mitglied der AWO-Bayreuth, des BUND Naturschutz und fördert die jungen Künstler Bayreuth, den Förderverein FAG der Universität sowie des E-Sport-Vereins. Darüber hinaus ist er Mitglied des Queer Bayreuth e.V. und unterstützt sie bei organisatorischen Fragen und wird dabei selbst Botschafter für das Thema „Queeres Leben in Bayreuth“.

 

Lieber Andreas, Bayreuth ist bunt – wie stehts du dazu?

Mit einem Augenzwinkern gesprochen: „Bayreuth ist bunt und das ist gut so“. Wenn wir von bunt oder queer sprechen, meinen wir ganz oft zwei Gruppen von Menschen. Einerseits geht es um die Sexualität von Menschen: Bin ich z.B. homosexuell oder bisexuell, wen finde ich anziehend? Man vermutet, dass das auf ca. 5-10 % unserer Gesellschaft zutrifft. Andererseits geht es um die Identität von Menschen: bin ich ein Transmensch, bin ich vielleicht Intersexuell? Die Frage, ob mein Geschlecht zu meinem Körper passt oder ob ich mich, etwa aus biologischen Gründen, keinem Geschlecht zuordne, ist für 1-2 % der Gesellschaft eine wichtige Frage. Alle diese Menschen sind Teil Bayreuths – unsere Familienmitglieder, unsere Nachbarn, unsere Kollegen, unsere Ehrenamtler oder unsere Politiker. Das ist vollkommen normal und gut so – auch in unserem wunderschönen Bayreuth.

 

Der Zweck des Vereins Queer Bayreuth e.V. ist die Förderung und Unterstützung des queeren Lebens in Bayreuth und der Region. Wie lange gibt es den Verein schon und wie sieht deine Rolle hierbei aus?

Der Verein hat sich Mitte 2021 gegründet und trifft sich seitdem regelmäßig sowohl zu Organisationssitzungen als auch zum geselligen Austausch. So findet z.B. jeden Freitag von 16-19 Uhr das Queer Cafe im Transitionhaus statt oder jeden Montag von 19-22 Uhr der Stammtisch im Transitionhaus statt. Der Verein organisiert Vorträge und bringt sich neben der Organisation etwa des CSD auch in andere Partys ein, wie die Queer Party am 30. Juli im Glashaus oder den Pink Saturday am Weinfest am 6. August in der Bayreuther Innenstadt. Ich bin selbst Mitglied des Queer Bayreuth e.V. und versuche bei organisatorischen Fragen zu unterstützen, den Verein mit dem Rathaus zu vernetzen und selbst Botschafter für das Thema „Queeres Leben in Bayreuth“ zu sein.

 

Wie schätzt du die Bedeutung der queeren-Community in Bayreuth ein? Finden sie genug Gehör?

Es gibt so viele queere Menschen in Bayreuth – wir reden von mehreren Tausend Menschen. Doch viele sind einfach nicht sichtbar, weil sie sinnvollerweise keinen Aufkleber mit z.B. „ich bin schwul“ tragen. Queere Menschen leben, arbeiten, feiern und engagieren sich ehrenamtlich wie alle anderen auch, sind einfach Bayreuther. Trotzdem beobachte ich, dass sich viele queere Leute z.B. mehr Orte wünschen, in denen sie ohne Angst auf Zurückweisung daten, sich treffen oder feiern können. Auch fehlt es an stärkerer Beratung gerade für Heranwachsende, deren Familien oder Arbeitskollegen: Wenn zu den allgemeinen Herausforderungen der Pubertät auch noch die Erkenntnis kommt, dass man homosexuell oder transsexuell ist, wird’s für viele noch ein ziemliches Stück komplizierter. Ich denke, dass die Community hier noch mehr Gehör und Sichtbarkeit finden sollte – die Regenbogenflagge natürlich eingeschlossen.

 

Was kann jeder einzelne dazu beitragen, dass ein Bewusstsein für Gleichheit in Zukunft zur Selbstverständlichkeit wird?

Ich würde hierzu zwei Bitten an die Bayreuther Gesellschaft richten. Wo auch immer man sieht, dass queere Menschen angefeindet, beleidigt oder gar körperlich angegriffen werden: Tretet dazwischen und helft den Betroffenen! Ablehnung, Gewalt oder verbale Attacken sind leider immer noch Realität. Meine zweite Bitte ist eher alltäglicher Natur. Es tut queeren Menschen unheimlich gut, wenn ihr Verhalten oder Aussehen einfach als normal behandelt wird. Ein paar Beispiele: Verdreht keine Augen, wenn Ihr zwei Männer händchenhaltend durch die Stadt gehen seht; lästert nicht über zwei Frauen, die sich offen küssen; lehnt eine Transfrau nicht ab, weil sie als „vermeidlicher Mann“ Frauenkleider trägt oder scheut Euch nicht zu fragen, wie man einen Transmann denn ansprechen soll. Gleichheit ist so einfach zu leben, wenn man jeden Menschen einfach Mensch sein lässt.

Herzlichen Dank, lieber Herr Zippel, für das interessante Interview. Wir freuen uns auf den Christopher Street Day 2022 – wir sind auf jeden Fall dabei und hoffen, viele Weitere auch. 

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