
Der schnellste Regisseur der Bayreuther Festspiele
Roland Schwab inszeniert in diesem Jahr zum ersten Mal in Bayreuth bei den Festspielen und das auch noch im Eilzug. Nach einer kurzfristigen Anfrage inszenierte er „Tristan und Isolde“ – als zweite Premiere im Jahr 2022. Seit 1951 hat es keine 2 Premieren mehr im Festspielhaus gegeben – eine weitere Herausforderung, die es auch planungstechnisch erst einmal zu managen gab. Doch für den 1969 in Saint Cloud geborenen Roland Schwab nur eine weitere willkommene Herausforderung, der er sich gerne und mit großer Euphorie stellt. Er wuchs in München auf und fand schon bald die Liebe zu Film und Musik – vor allem durch Franz Liszt, seine „musikalische Initialzündung“. Kurz nach seinem Studium für Musiktheater-Regie wurde er schon Assistent am Opernstudio Karlsruhe, Opéra National du Rhin, Strasbourg, an der Deutschen Oper Berlin, der Hamburgischen Staatsoper und der Oper Zürich. Später wurde er Oberspielleiter am Meininger Theater und Gastregisseur in Münster, Freiburg, Innsbruck, Bergen, Augsburg, Bonn, Dortmund und noch vielen weiteren Städten.
In einem Interview wurde Roland Schwab zu seiner Arbeit in diesem Jahr, den Herausforderungen und seiner eigenen Philosophie befragt.

Sie wurden sehr kurzfristig für die Inszenierung von „Tristan und Isolde“ angefragt. Wann erfuhren Sie davon und wie viel Zeit blieb Ihnen am Ende für die Inszenierung?
Diese Frage wird mir gern gestellt! In der Tat waren es nur vier Wochen, die mir zur Erarbeitung unseres Konzeptes blieben. Eine sehr charmante, sportive Aktion!
Das ist sehr wenig Vorlaufzeit für eine Premiere! Wie haben Sie auf die Anfrage reagiert und wie sind Sie danach vorgegangen?
Ich habe angemessen reagiert: mit größter Euphorie! Parallel zu einer großen Opernproduktion im Ruhrgebiet habe ich mich in die Arbeit an „Tristan“ gestürzt. Eine sehr komprimierte, stressige Zeit, die mich und mein Team aber sehr erfüllt hat.
Zum Zeitpunkt des Anrufs hatten Sie noch kein Konzept, geschweige denn, eine Idee. Dennoch beschrieben Sie es als eine so schöne Überraschung, die es selten im Leben gibt. Aus Ihrem Sensorium für die Werke, Liebe und die Richtung, in die es gehen soll, nahmen Sie sich Ihre Ideen und verehren Wagner seit Jugendalter, wie keinen anderen Komponisten – was Ihnen in diesem Fall sicherlich ebenfalls zugutekam. Was hat Ihnen darüber hinaus bei der Erstellung und Inszenierung geholfen? Wie konnten Sie das in so kurzer Zeit stemmen und wer stand in dieser schwierigen und stressigen Zeit an Ihrer Seite?
Ich habe ein wunderbares Team an meiner Seite! Weil sie so besonders sind, seien sie namentlich erwähnt: Piero Vinciguerra (Bühne), Gabriele Rupprecht (Kostüm), Christian Schröder (Dramaturgie), Sara Wieners und Silke Sense (beide Spielleitung). Und nicht zuletzt unseren musikalischen Leiter Cornelius Meister, der den Arbeitsprozess sehr fruchtbar begleitet.
Bei Ihrer Inszenierung war Ihnen wichtig, einen Raum für Sehnsucht und Hoffnung zu schaffen, damit die Besucher Wert auf das nuancierte Nachspüren der Musik legen. »Die Oper lebt vom Extremen«, sagten Sie und dabei soll nichts auf der Strecke bleiben: die Zuschauer:innen sollen bestenfalls mit einem Glücksgefühl entlassen werden. Auch weil das in diesen Zeiten mehr denn je bei jedem Einzelnen von uns benötigt wird.
Auf dieser Grundlage ist das RICHARDS Magazin in diesem Jahr dem Thema Gemeinsamkeit, Gleichheit und Zusammenhalt gewidmet.
Meinen Sie, dass in diesem Jahr dieser Zusammenhalt und die Gemeinsamkeit intern stärker zu spüren waren als in den letzten Jahren? Die letzte Zeit war leider keine Einfache und es musste viel gemeinsam passieren, damit die Festspiele in diesem Jahr trotz dem gesamten Weltgeschehen so stattfinden können. Hatte das Auswirkungen auf die Vorbereitungszeit der Festspiele?
Der besondere Charme-Faktor der Festspielsaison 2022 ist die superlative Zahl von fünf Premieren! Das ist natürlich eine sehr spannende logistische Herausforderung. Für die Realisierung dieser außergewöhnlichen Spielzeit müssen alle Kräfte gebündelt werden. Ich erfahre große Unterstützung durch die Festspiele, sowohl von Katharina Wagner als auch von der gesamten technischen und künstlerischen Mannschaft. Es ist ein starker Zusammenhalt zu spüren. 2022 ist ein in mehrfacher Hinsicht schweres Jahr, das ein optimistisches Gegengewicht braucht. Hier setzt Bayreuth ein starkes Zeichen.
Herzlichen Dank, lieber Herr Schwab, für das Interview. Wir freuen uns auf Ihre Inszenierung und die Festspieltage 2022!
